Datenschatz

KI-generiertes Bild zur binären Evolution

Der Datenschatz – Folge 1: Ein Blick auf die binäre Evolution

Datenübertragung: Netzwerke, Kabel & die ersten Spuren im Web

1946 wurde eine Kurzgeschichte des Science-Fiction-Autors Murray Leinster veröffentlicht: „A Logic Named Joe“. Ein Auszug daraus:

[Der Computer] … erledigt die Verbreitung von vierundneunzig Prozent aller Fernsehprogramme, vermittelt alle Informationen über Wetter, Luftverkehr, Sonderangebote … und dokumentiert jedes geschäftliche Gespräch, jeden Vertrag … Die Computer haben die Welt verändert. Die Computer sind die Zivilisation. Wenn wir die Computer abschalten, fallen wir in eine Art von Zivilisation zurück, von der wir vergessen haben, wie sie geht.

Unglaublich, wie akkurat diese Zeilen von vor knapp 80 Jahren die Situation widerspiegeln. Die Zeit, in der wir uns alle Telefonnummern merkten, ist lange vorbei. Die Geschwindigkeit, mit der Informationen aus der analogen in die digitale Welt wandern oder gleich nur dort entstehen, ist gewaltig. Ab Mitte der 90er Jahre hielt das Internet Einzug in den Alltag. 1995 – vor genau 30 Jahren – gingen Webseiten wie wien.at, derstandard.at und amazon.com (damals noch als kleiner Buchhändler) online.

Statt Google gab es AltaVista oder Yahoo! mit einem händisch gewarteten Webverzeichnis. Der österreichische Anschluss an „das Internet“ war eine Standleitung der Uni Wien zum CERN in der Schweiz.

Die ersten Spuren im Netz

Die LINZ AG Webseite (www.linzag.at) taucht im Internet Archive das erste Mal am 24. Februar 2001 auf, die ESG-Webseite am 04. Juli 1998 und die SBL-Webseite am 26. Juni 1998.

Die WayBack Machine (https://web.archive.org) des Internet Archive versucht regelmäßig, den Zustand vieler Milliarden Webseiten zu archivieren – mithilfe sogenannter Web Crawler: automatisierte Programme, die Websites, PDFs, Bilder etc. scannen und speichern. Seit 1993 sind sie aktiv – für Suchmaschinen, KI-Modelle, aber auch für weniger transparente Zwecke. Das zeigt: Jeder öffentlich erreichbare Link kann gefunden werden – auch ohne Passwortschutz.

WayBack Machine
Quelle: 1. Eintrag der linzag.at Webseite in der WayBack Machine

Netze, Kabel und Backbone

Typisch für die 90er Jahre waren Einwahlmodems über Telefonleitungen. Flatrates gab es kaum, abgerechnet wurde nach Datenmenge oder Zeit. Auch Backbones von Providern nutzten damals noch Modems, bis sich Technologien wie DSL, DOCSIS oder ATM durchsetzten. Heute ist Glasfaser das Rückgrat der Netze.

Karten zu globalen Unterwasser- und Überlandkabeln finden sich z. B. auf submarinecablemap.com oder bbmaps.itu.int.

ITU Karte der europäischen Backbone-Infrastruktur
Karte: ITU – Glasfaser-Backbone-Netzwerke in Europa
Weltkarte der Unterseekabel für das Internet
Karte: submarinecablemap.com – Globale Unterseekabelverbindungen (2024)

Internet ≠ Web

Das Web ist nur ein Teil des Internets – genauer: der Teil für Websites. Das „Netzwerk der Netzwerke“ umfasst viele Protokolle und Nutzungskonzepte. Heute gibt es öffentlich zugängliche und abgeschottete Netzbereiche, selbst ganze Länder mit digitaler Isolation.

Öffentliche Knotenpunkte (IXPs) sind die zentralen Kreuzungen für Daten. Prognosen gehen davon aus, dass 2025 ca. 5,5 Milliarden Menschen online sein werden – rund 67 % der Weltbevölkerung. 2005 waren es nur 1 Milliarde.

Die Sicherstellung von Netzneutralität, Datenintegrität und diskriminierungsfreiem Zugang ist zentral, aber politisch und wirtschaftlich umkämpft.


Das Internet in autoritären Staaten

In Ländern wie China und Russland wird das Internet stark vom Staat kontrolliert. Der freie Zugang zu Informationen ist eingeschränkt, und viele internationale Dienste sind blockiert oder zensiert.

In China verhindert die sogenannte Great Firewall den Zugriff auf Seiten wie Google, YouTube, Instagram oder Wikipedia. Stattdessen gibt es staatlich kontrollierte Alternativen. Nutzer*innen müssen sich meist per Klarnamen registrieren und werden digital überwacht.

In Russland sind seit 2022 viele westliche Plattformen blockiert. Ein Gesetz ermöglicht die Trennung vom globalen Internet – ein sogenanntes „souveränes Runet“. Auch unabhängige Medien oder VPN-Dienste sind zunehmend Ziel staatlicher Zensur.

„Wenn Staaten die digitale Welt kontrollieren, verlieren Menschen ihr Recht auf Information, Teilhabe und freie Meinung.“

Quellen

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